Es ist die Aufgabe beider sorgeberechtigten Eltern, für ihre Kinder die bestmögliche Regelung zu erarbeiten und dann innerhalb dieser Vereinbarung flexibel zu kooperieren. Der Umgang des Kindes mit dem anderen nicht betreuenden Elternteil ist einverständlich nach den Bedürfnissen des Kindes zu regeln und möglichst spannungs- und konfliktfrei zu gestalten.

Anlässlich der Trennung sollte möglichst umgehend zwischen den Elternteilen geklärt werden, wie der Kontakt zum wegziehenden Elternteil aufrechterhalten werden kann. Die Eltern und das Kind haben Anspruch auf Beratung und Unterstützung durch das Jugendamt.

Alternativ kommt die Hilfe von Beratungsstellen oder eine Mediation für Eltern in Betracht. Die Beratung bei den Jugendämtern ist kostenlos. Erst wenn außergerichtlich nach Einschaltung von Familienanwälten und auch mit Vermittlung des Jugendamtes keine Lösung gefunden werden kann, wird das Familiengericht auf Antrag tätig und legt eine Umgangsregelung fest, die dem Kindeswohl am besten entspricht. Dafür werden Berichte und Empfehlungen beim Jugendamt eingeholt.

Die zuverlässige Einhaltung von getroffenen Absprachen ist vertrauensbildend für alle Beteiligten. Der umgangsberechtigte Elternteil hat die Gewissheit, die Kinder regelmäßig zu sehen. Der betreuende Elternteil lernt durch pünktliche Übergaben der Kinder die Zuverlässigkeit des umgangsberechtigten Elternteils zu schätzen.

Und für Trennungskinder ist es besonders wichtig, dass sie gerade in der emotional instabilen Familiensituation verlässlich wissen, wann und wie lange sie den anderen Elternteil sehen bzw. sich bei diesem aufhalten werden. Durch die verbindliche Einhaltung von Umgangszeiten und deren pünktliche Durchführung erleben Ihre Kinder wieder Sicherheit, Beständigkeit und haben letztlich die Gewissheit, dass sie den anderen Elternteil regelmäßig wiedersehen.

An den Elternteil, bei dem das Kind lebt, werden hohe Anforderungen gestellt: Dieser soll den Kontakt des Kindes zum anderen Elternteil aktiv fördern und ist sogar gehalten, den Widerstand des Kindes durch erzieherische Maßnahmen zu überwinden. Wichtig ist, dass der betreuende Elternteil Bindungstoleranz zeigt, d.h. dass er die Bindung des anderen Elternteils zum Kind akzeptiert und positiv fördert. Dadurch sollen Loyalitätskonflikte des Kindes, welches keinen seiner Elternteile verletzten will, vermieden werden.

Die Eltern sind wechselseitig zu loyalem Verhalten verpflichtet, d.h. es sind alle negativen Äußerungen über die Persönlichkeit des anderen Elternteils zu unterlassen. Es besteht andernfalls die Gefahr, dass die betroffenen Kinder ein PAS (Parental-Alienation-Syndrom) entwickeln. Typischerweise solidarisieren sich betroffene Kinder mit dem betreuenden Elternteil und lehnen den anderen Elternteil, bei dem sie nicht leben, als Feindbild ab. Dies führt zur Ablehnung der Umgangskontakte durch das Kind und damit zum Verlust eines Elternteils.

Das Umgangsrecht dient dazu, den Kontakt eines Kindes zu den Personen, die ihm besonders nahe stehen, aufrecht zu erhalten und zu fördern. Ein Recht auf Umgang können folgende Bezugspersonen haben:

1. die Großeltern des Kindes,
2. die Geschwister des Kindes,
3. enge Bezugspersonen, die für das Kind tatsächliche Verantwortung tragen oder getragen haben („sozial-familiäre Beziehung“) – der „soziale Vater“, der mit dem Kind zusammengelebt und eine emotionale Bindung zu ihm aufgebaut hat.

Das Gesetz spricht vom Umgangsrecht „Dritter“. Dieses besteht nur, wenn dieser Umgang des „Dritten“ mit dem Kind kindeswohldienlich ist. Wenn die leiblichen Eltern diesen Umgang nicht dulden, muss der Dritte nachweisen, dass der beanspruchte Umgang dem Kindeswohl dient, was nicht grundsätzlich angenommen wird. Es ist zu beachten, dass das Erziehungsrecht des Sorgeberechtigten Vorrang hat.

Beim Wechselmodell wechseln die Kinder von einem Elternteil zum anderen. Die Eltern betreuen das Kind dann z. B. im wöchentlichen Wechsel oder an einzelnen Tagen. Der jeweilige Rhythmus ist von den Eltern zu vereinbaren. Das echte Wechselmodell sieht eine Betreuung des Kindes durch beide Elternteile zu exakt gleichen Teilen vor.

Das Modell eignet sich nicht für hoch zerstrittene Eltern, da es voraussetzt, dass die Eltern sich ständig über die Belange des Kindes austauschen und miteinander kooperieren. Bis 2017 wurde das Wechselmodell nicht gegen den Willen eines Elternteils angeordnet. Der BGH hat Anfang 2017 entschieden, unter welchen Voraussetzungen das Familiengericht auch gegen den Willen eines Elternteils das Wechselmodell gerichtlich anordnen kann.

Entscheidend ist das im konkreten Einzelfall festzustellende Kindeswohl. Das Kind pendelt zwischen zwei Haushalten und muss sich auf zwei Lebensumgebungen ein- bzw. umstellen. Die Bindung des Kindes zu beiden Elternteilen muss sicher sein. Kooperationsfähigkeit und – wille sind weiterhin unabdingbare Voraussetzungen für ein Wechselmodell. Bei hoher Konfliktbelastung entspricht das Wechselmodell nicht dem Kindeswohl, denn das Kind wird in diesem Fall vermehrt mit Streit konfrontiert und gerät schneller in einen Loyalitätskonflikt.

Entgegen der weit verbreiteten Auffassung entfällt beim Wechselmodell nicht automatisch die Verpflichtung zur Zahlung von Kindes- und Ehegattenunterhalt. Auch beim Wechselmodell bestehen dann Unterhaltsansprüche, wenn ein Elternteil deutlich mehr verdient. Diese sind für jeden Einzelfall zu überprüfen und zu berechnen.