Ähnlich wie im Zugewinnausgleich dient auch der Versorgungsausgleich der Aufteilung von gemeinsam erwirtschafteten Vermögen, hier in Form der Altersversorgung. Die Eheleute sollen bei verschiedener Aufgaben- und Arbeitsteilung in der Ehe in gerechter Weise an der Altersversorgung teilhaben.

Bei einer Scheidung teilt das Familiengericht deshalb grundsätzlich die Rentenansprüche der Partner, die sie während der Ehe aufgebaut haben. Eine Scheidung hat damit immer auch Auswirkungen auf die Altersversorgung. Nur in extremen Fällen nimmt das Gericht auf Antrag eine Korrektur vor, wenn der Versorgungsausgleich zu einem erheblichen wirtschaftlichen Ungleichgewicht zwischen den Eheleuten führt.

Der gesetzliche Versorgungsausgleich wird automatisch mit der Scheidung einer Ehe, die länger als drei Jahre bestanden hat, durch das Gericht von Amts wegen durchgeführt. Hierzu ermittelt das Gericht im laufenden Scheidungsverfahren die von beiden Ehegatten in der Ehezeit erworbenen Rentenanwartschaften. Direkt nach Einleitung des Scheidungsverfahrens werden die Auskünfte auf Basis der von den Ehegatten ausgefüllten Formulare „V 10“ eingeholt, um die jeweiligen Rentenversicherungskonten zu klären.

Kindererziehungszeiten, Ausbildungszeiten etc. werden ermittelt. Es gilt der Grundsatz, dass das Gericht den Versorgungsaugleich zwangsläufig von Amts wegen durchführt, um den schwächeren Ehegatten zu schützen. Der Versorgungsausgleich bewirkt eine gleichwertige Teilung der Rentenanwartschaften, die während der Ehezeit angespart wurden. Hat ein Ehepartner wenig gearbeitet und demnach weniger für seine Altersvorsorge ansparen können, dann erhält dieser automatisch die Hälfte dessen, was der andere Ehepartner mehr angespart hat.

Manchmal handelt es sich um mehrere hundert Euro, manchmal sogar um vierstellige Beträge, die Monat für Monat durch den Versorgungsausgleich abfließen. Gewissheit über die konkrete Höhe der auszugleichenden Rechte erhält man erst, wenn die beiderseitigen Auskünfte der Versorgungsträger dem Gericht vorliegen. Dann ist zu prüfen, ob eine private Vereinbarung nicht günstiger für beide sein könnte als die gesetzliche Durchführung des Versorgungsausgleichs.

Private Vereinbarungen unter Ehepartnern zum Versorgungsausgleich sind zulässig und vom Gesetzgeber gewünscht. Wenn Eheleute den gesetzlichen Versorgungsausgleich nicht wollen und Änderungen anstreben, kann dies durch einen Ehevertrag geregelt werden. Dies gilt auch, wenn die Eheleute eigene Vereinbarungen zur Durchführung des Versorgungsausgleichs gefunden haben.

Erforderlich ist die notarielle Beurkundung oder die Vereinbarung im Gerichtsprotokoll, wozu jedoch beide Seiten anwaltlich vertreten sein müssen.

Die gewünschten Abweichungen sind dem Familiengericht vorab mitzuteilen. Der konkrete Ehevertrag ist dem Gericht regelmäßig zur Überprüfung der Inhalts- und Ausübungskontrolle vorzulegen. Geschieht dies nicht, wird sonst für beide Ehegatten automatisch ermittelt, welche Altersversorgungen bis zur Einleitung der Ehescheidung bereits entstanden sind.

Inhaltlich gibt es eine Vielzahl von privaten Gestaltungsmöglichkeiten, die vom Einzelfall der Ehepartner abhängig sind.

Möglich ist ein (teilweiser) wechselseitiger Verzicht, ein Ausschluss, eine Begrenzung des Ausgleichszeitraums, die Verrechnung von Anwartschaften und Zugewinnausgleichsansprüchen sowie die Verrechnung von Immobilien usw. Es kann im Einzelfall (z.B. bei Beamten oder bei Betriebsrenten) auch eine Abfindung günstig sein. Eine Abfindung kann als Werbungskosten steuerlich absetzbar sein, wenn die späteren Versorgungsbezüge steuerpflichtig wären.

Die Durchführung und Aufteilung der zu teilenden Anrechte ist kompliziert, weil die jeweiligen Rentenansprüche der Ehepartner oft sehr unterschiedlich ausfallen. Die Folge ist ein Hin und Her von Rentenansprüchen. Am einfachsten ist es bei den gesetzlichen Renten, indem vom Rentenkonto der/des Verpflichteten bei der Deutschen Rentenversicherung die Anzahl von Entgeltpunkten, die dem Ausgleichsbetrag der Rente entsprechen, abgebucht und auf dem anderen Rentenversicherungskonto des Ehepartner bei der Deutschen Rentenversicherung gut geschrieben wird. Die Umbuchung von Konto zu Konto erfolgt zunächst nur auf dem Papier.

Andere Versorgungsanrechte werden aufgeteilt, indem für die Berechtigten aus dem Versorgungsausgleich eigene Anrechte bei den jeweiligen Versorgungsträgern oder einer eigens dafür eingerichteten Versorgungsausgleichskasse begründet werden.

Die Auswirkungen zeigen sich konkret erst bei Eintritt des Rentenfalls, wenn also im Alter oder bei Erwerbsunfähigkeit auf die Versorgungen zugegriffen wird. Hier wird dann ein Ehepartner mehr und der andere weniger Rente ausgezahlt bekommen, als dies ohne die Ehescheidung der Fall gewesen wäre.